Selbstwahrnehmung – ein Erklärungsversuch

(Disclaimer: Eins vielleicht vorab: Wir sind uns völlig bewusst darüber, dass es ein unglaublich komplexes Thema ist. Darüber wurden nicht umsonst sehr viele Bücher geschrieben. In unserem Blogbeitrag haben wir also nicht den Anspruch, dieses Thema in allen Facetten zu beleuchten, wir wollen aber einen Erklärungsversuch starten und darüber mit euch sprechen. Cool? Dann geht’s los.)

Wer bin ich?

Selbstwahrnehmung ist laut WHO eine der Fähigkeiten, die als Lebenskompetenzen bezeichnet werden. In unserem Blogbeitrag (Link) haben wir euch letztens erklärt, was für Lebenskompetenzen zu diesem 10-Punkte Katalog gehören und warum wir bei Yorck Share diese Kompetenzen vermitteln wollen. Da aber jeder dieser Begriffe so ein kleines Universum für sich ist, wollen wir diese 10 Punkte mal etwas genauer unter die Lupe nehmen und starten mit: Selbstwahrnehmung.

Klingt simpel, ist es aber nicht. Sich selbst wahrnehmen ist eine Aufgabe, die wir lebenslang bearbeiten. Denn dieses „Selbst“ ist nie fertig, es ist ein sich stetig verändernder Wachstumsprozess. Wenn ich Menschen frage: „Kennst du dich selbst und kannst du dich wahrnehmen?“, bekomme ich häufig eine Schnellschussantwort: „Ja, klar.“. Aber ist das überhaupt möglich? Sich selbst in allen Facetten zu kennen und wertfrei einschätzen zu können?

„Selbstwahrnehmung ist halt mehr, als in den Spiegel zu gucken“

Selbstwahrnehmung ist unwahrscheinlich wichtig. Denn sie ist Grundvoraussetzung für die Auseinandersetzung mit anderen Menschen und unserer Umwelt. Wenn du eine Ahnung hast, wie du funktionierst, wofür du stehst und ein Bewusstsein dafür hast, das nichts davon in Stein gemeißelt ist, dann erst ist es überhaupt möglich, in einen Austausch mit anderen zu treten. Selbstwahrnehmung bedeutet, sich zu beobachten und wenn möglich, Schlüsse daraus zu ziehen. Je differenzierter diese Wahrnehmung stattfindet, desto genauer die Analyse. Eins aber vorab: Das alles ist zu 100% subjektiv, wie könnte es auch anders sein. Solange man sich dieser Fußangel aber bewusst ist, kann man ja gern mal ein paar Safariausflüge in sein Innerstes unternehmen und sich dort mal umsehen.

Wichtig: Nicht alles an deinem Selbst muss dir gefallen oder angenehm sein. Stärken und Schwächen, Ängste und Hoffnungen, Talente und Fehler, alles gehört zu dir. Es ist diese Gesamtheit, die dich menschlich macht. Weitere Ansätze bei der Betrachtung des Selbst könnte biografisch oder systemisch sein. Was hat dich in deiner Entwicklung geprägt und warum? In welchen Lebensumständen und Systemen bewegst du dich? Wo siehst du dich zukünftig, gibt es Dinge an denen zu aktuell oder in Zukunft arbeiten willst? Die Auseinandersetzung mit all diesen Fragen muss nicht einfach sein, aber ist es auf jeden Fall wert. Schon die Sesamstraße wusste es: „Wer nicht fragt, bleibt dumm!“. Nur wer sich auf die Suche macht, kann etwas finden und in dem Moment, wo unser Blick auf uns selbst geschärft wird, geschieht Persönlichkeitsentwicklung und Wachstum.

Eigenwahrnehmung vs. Fremdwahrnehmung?

Jeder hat vielleicht schon mal folgende Situation erlebt: Man sieht sich in einer Videoaufnahme und möchte am liebsten schreiend davonrennen. SO hör ich mich an? SO sehe ich aus, wenn ich irgendetwas sage und um Himmels willen, SO erleben mich Menschen jeden Tag? Allein das ist ein relativ zuverlässiger Hinweis darauf, dass zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung meistens eine ziemliche Differenz liegt. Sie zeigt uns aber auch, dass wir vieles gar nicht wahrnehmen können, weil wir uns nur aus der eigenen subjektiven Sicht betrachten. Vielleicht ist es also sinnvoll, diesen Blick bereichern zu lassen und andere Sichtweisen (z.B. von Freunden, Bekannten aber auch Fremden) einzuholen. Fremdwahrnehmung kann helfen, Licht auf die blinden Flecken unserer Selbstlandkarte zu werfen. Bevor man dabei aber in massive Selbstzweifel verfällt: Wann immer dich jemand anders wahrnimmt oder beschreibt, tut auch er das immer aus subjektiver Sicht mit dem ihm eigenen Filtern und Werten.

Selbstwahrnehmung als Date mit dir selbst?

Bisher klingt es vielleicht ein bisschen so, als wäre Selbstwahrnehmung ein unglaublich komplexer Akt. Ein lebenslanger Aufgabenberg mit Millionen Facetten, der schnell überfordernd wirken kann. Deshalb möchte ich euch ein anderes Bild dafür mitgeben: Was, wenn es viel einfacher sein kann und es am Ende sogar Spaß macht? Folgende Idee: Geh doch einfach mal mit dir selbst auf ein Date. Lern dich kenne, frage dich etwas, hör dir zu und vor allem mal tief in dich rein, wenn dir danach ist. Setz dich dafür in einen Park, geh spazieren oder lade dich selbst mal nett zum Essen ein. In dem Moment, in dem du dich anfängst, mit dir selbst zu beschäftigen, gehst du schon einen großen Schritt. Du entwickelst dich weiter und übst dich im Erwerb einer Lebenskompetenz. Wenn du das weiter ausbauen willst, haben wir im Yorck Share auch ein paar tolle Coaches und Therapeuten oder Veranstaltungen, die dir auf diesem Weg weiterhelfen können. So oder so: Viel Spaß dabei!

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